Das Kaisertum, diejenige Regierungsform, in der Plutarchus (46-120 AD) und Aristides von Smyrna (117-181 AD), eine glückliche Mischung von Monarchie, Aristokratie und Demokratie erblickten, ist der Idee und dem Namen nach von den Römern erfunden und geschaffen worden.
Die Monarchie war im republikanischen Rom nicht an der Tagesordnung, die monarchistische Leitung war mit dem Princeps Octavianus (66 -14AD) aber eine Tatsache.
Nachdem diese Monarchie den Frieden gebracht hatte, war es die Hauptaufgabe des neuen, vom Vertrauen des Heeres, des Volkes und der Provinzen getragenen Cäsarentums, Rechtsstaat, Verwaltung und Frieden zu bewahren und diese den bevorrechtigten cives romani ( auch den Provinzialen, dem weitaus überwiegenden Teile der Einwohner des Reiches) gleichzustellen und dadurch die monarchistische Gesinnung und somit die eigene Stellung und Macht zu befestigen und zu erhöhen.
Dieser leitende Gedanke zieht sich hinaus durch die ganze Kaisergeschichte.
Die Entwicklung des Cäsarismus zum Cäsarpapismus gründet sich auf die römische Idee von der Religion als die Dienerin und dem Werkzeug des Staates, vom heidnischen Kaiserkult zum christlichen Kaiserkult.
Kaiser wie Konstantin, Constantinus, Theodosius und Justinianus fanden es unbegreiflich, wie mann neben und über ihnen eine andere Autorität in Sachen der Religion sich denken könne.
Das Kaisertum wird mit Konstantin Träger der universalen idee des Christentums, das Kaisertum sorgt für die Verbreitung und Anerkennung.
Die durch das Kaisertum vertretene Idee des Weltimperiums, dessen Symbol der in heidnischer Zeit mit der Siegesgöttin, in christlicher Zeit mit dem Kreuze geschmückte Globus oder Reichsapfel war, blieb lebendig. Das römische Reich existierte nach der Auflösung des westlichen Teils weiter im Reiche der Oströmer.
Der byzantinische Kaiser war der Kosmokrator, Christus war der Pantokrator. Um so größer war die Überraschung und Empörung in Byzanz, als Karl der Große im Jahr 800 die Kaiserwürde annahm. Das war der offene Abfall des Westens. Die Ottonen, Salier und Staufen waren nachher die Bestätigung des Abfalls.
Charakteristisch ist für das byzantinische Kaisertum der Absolutismus in Staat und Kirche. Der Kaiser ist Herr der Kirche. Dieses byzantinische Reich wurde vorbildlich für die Herrscher in Osteuropa.
Die Fürsten der Serben, Kroaten, Bulgaren und Russen folgten dieses Konzept. Die byzantinische Kaiserverehrung ist ein Kaiserkult.
Der Hauptanlaß zum Bruche der beiden rivalisierenden Mächte, zwischen den cäsarpapistischen System in Byzanz und dem Papstum in Rom, war dieser Gegensatz.
Die Abhängigkeit vom Papstum war ein für die Herrscher der osteuropäischen Welt unerträglicher Gedachte.
Das Schisma in 1054 war politisch geprägt. In Griechenland herrscht noch heute die Staatskirche. Das Kommunismus hat in Rußland, Bulgarien und Serbien das System des Zares übernommen.
Auch Spuren des Kaiserkults haben sich als ein Erbstück von Byzanz in Rußland (vor und nach 1989) erhalten.
Durch Otto I (912-973) wurde das Kaisertum erneuert, aber bald jagten Ottonen, Salier und Hohenstaufen der Weltmonarchie nach, wie die Christenheit dem Papstum unterworfen ist, sollen die Völker dem Kaiser untertan sein. Die rivalen der deutschen und Habsburger Vorherrschaft wurden Frankreich und England.
Die Reformation macht schließlich nach 1517 dem Traume von einer ewigen Verbindung des Kaisertums mit dem Papsttum, des Deutschtums mit dem Katholizismus, ein Ende. Die Reformation spaltet und verwüstet (1618-1648) teilweise aber auch Deutschland.
Nach der Auflösung des deutschen Reiches im Jahr 1806, übernimmt Napoleon durch den Titel Kaiser ein neues Kaiserreich. Die österreichische Habsburger regierten weiter bis 1918. Das zweite französische Kaisertum (1851-1871) ist nur eine Imitation des ersten (1804-1815).
Das neue deutsche Kaiserreich der Hohenzöllern (1871-1918) gibt es nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr. Die europäische ordnung hat sich nach 1945 und wieder nach 1989 strukturel geändert.