Das Skriptorium

Holzschnitt Skriptorium, um 1500. Foto: Wikipedia

Das klösterliche Skriptorium war die entscheidende und produktivste Einrichtung der romanischen Buchkultur. Die Grundlage für dieses weitgehende Monopol bildet vor allem die überlegene kulturelle Infrastruktur, die den Aufbau von Traditionen, Rückgriffe auf Vorbilder und die Möglichkeiten des Austausches beinhaltet. Ein bestimmter Faktor ist weiterhin der ständige Bedarf an Büchern.

In räumlicher Ort versteht man unter einem Skriptorium einen Ort, an dem die Handschriften geschrieben und ausgestattet, im umfassendsten Sinne auch in ihrer Gesamtheit , also einschließlich des Einbandes hergestellt wurden.

In dem sogenannten Armarium wurden die Bücher verwahrt. Nur selten vermitteln die Schreiber- und Malerbilder einer Vorstellung aber davon, unter welchen Bedingungen und in welcher räumlichen Umgebung das Schreiben und Malen vollzogen wurde.

Detailreduktion und knappe Formelhaftigkeit der Darstellungen aus dieser Zeit bedingen in den meisten Fällen die Konzentration auf die Wiedergabe des Schreibens und Autors oder Malers sowie einer Schreib- und Malgeräte und des Mobiliars.

Die Tätigkeiten werden meistens in einer raumlosen, neutralen Atmosphäre ausgeführt oder sind in eine architektonische Rahmung eingebunden, die primär der Begrenzung des Bildfeldes und nicht der Angabe des Raumes dient.

Das Klöster bietet den optimalen logistischen und intellektuellen Rahmen für die Produktion des Buches.

Einerseits werden die Rohstoffe (Pergament, Tinte, Farben, Edelmetalle) beschafft, aufbereitet und von Experten für die Buchherstellung adäquat eingesetzt. Andererseits wird die Textherstellung optimal betreut. Es wird geprüft, redigiert, korrigiert, verbessert, aktualisiert.

Neben den Schreibern und Malern war auch der für die Bibliothek zuständige Monch, der armarius, wesentlich an der Herstellung und Verwaltung der Handschriften beteiligt.

Die Kontrolle der Bücher und der Bibliothek, die Einhaltung strikter Regeln bei der Ausleihe von Handschriften, die Beschaffung des Pergaments und aller anderen notwendigen Materialen und die Zuweisung der Schreibaufgaben and die einzelnen Mönche zählen zu seinen Aufgaben.

Grundsätzlich bleiben die Bedingungen für die Herstellung einer Handschrift während des ganzen Mittelalters gleich. Bis zu dieser Epoche müssen die Texte entweder durch das Abschreiben nach einer Vorlage oder nach dem Diktat angefertigt werden.

Die Produktion für den Eigenbedarf oder für dem Kloster verbundene Gemeinschaften bleibt das zentrale Anliegen. Zu den wichtigsten Vorbedingungen für die Verbreitung der mit den Wissenschaften verbundenen Buchkultur gehört die Schaffung neuer Bildungseinrichtungen, wobei der Universität in dieser Hinsicht die größte Bedeutung zukommt.

 

Die Entwicklung konzentrierte sich dabei auf die Rezeption der lateinischen, arabischen, jüdischen und griechischen Literatur.

Der in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich organisierte Unterricht schafft verschiedene Ausgangspunkte für die Weitere Entwicklung. Die scholastische Denkweise, die eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Fragen des Glaubens forciert und in diesem Zusammenhang der Logik einen hohen Stellenwert zuerkannt, gilt als fundamentaler Faktor.

Durch Jahrhunderte boten Bücher den direktesten und umfassendsten Zugang zum Verständnis ihrer Entstehungszeit.

Die romanische Buchkultur vermittelt mehr über die historischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Vorgänge als jeder andere Überlieferungsträger und das Skriptorium war das Mittelpunkt der Herstellung. (Quelle: A. Fingernagel, Geschichte der Buchkultur 4/1, Romanik (Graz 2007).