Die Pfalzkapelle (um 1200-1216) ist der wichtigste romanische und staufische Bauteil der Nürnberger Kaiserpfalz und liegt unmittelbar neben dem Tor Zum innersten Hof der Kaiserburg.
Sie eist eine Doppelkapelle, deren Unterkirche von der Vorburg aus zu betreten ist, während die Oberkapelle (mit einer zusätzlichen Herrschaftsempore für den Kaiser) vom Palast aus erschlossen wird.
Die Doppelkapellen sind durch ihre hierarchische Funktion bestimmt. Die Unterkapelle war für die niedrige Gefolgschaft, die Oberkapelle für den Hofstaat und die Empore für die kaiserliche Familie.
Die Pfalzkapelle ist innerhalb der Kaiserpfalz der am stärksten verzierte Bau. Mann kennt kaum mehr als ein Dutzend derartiger Doppelkapellen.
Als Doppelkappele wird eine Kombination aus zwei Grundriss gleichgroßen Kapellen bezeichnet, die unmittelbar übereinander liegen und gelegentlich, aber nicht in Nürnberg, durch einen Schacht miteinander verbunden sind.
Die wichtigsten Doppelkapellen stehen oder standen in Mainz, Eger, Lohra, Burgsteinfurt, Landsberg, Freiburg, Goslar, Vianden, Hagenau, Regensburg und Nymwegen (Holland).
Das Äußere ist ein Quadarbau mit einem hohen Chorturm und einem zweigeschossigen Kirchenschiff. Die Quadermauer zwischen Kapelle und Tor ist die Giebelmauer des romanischen Palas. Die Unterkapelle ist durch das Nordportal von der Vorburg aus zu betreten.
Zwei Pfeiler und vier Säulen bilden einen dreischiffigen vierjochigen Raum mit kreuzgratgewölben. Die Kapitelle tragen teilweise figürliche Skulpturen, auch ein Adler, das als kaiserliches Symbol gilt.
In die Oberkapelle gelangt man über den Innenhof durch den Palas. Die Oberkapelle vermittelt einen Raumeindruck durch die Proportionen und schlanke Säulen, die für die Romanik ungewöhnlich ist.
Die Kapelle ist in ihrer gegenwärtigen Form mit geöffnetem Mitteljoch und Westempore konzipiert worden. Die Basen unten und oben sind gleich konzipiert und proportioniert und die Plastik der Kapitelle, Deckplattenm Basen und Archivolten in der Unter- und Oberkapelle und an der Westempore sind im stil volkommen gleich.
In der Kapelle sind das hierarchische Prinzip und die kunstlandschaftliche Erscheinung komplex ausgebildet.
Diese Erscheinung ist unter Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) und Friedrich II (1194-1250) begonnen und fortgeführt. Unter den Staufen gipfelte der Burgen- und Pfalzbau.
Friedrich Barbarossa erneuerte die Idee der Karolingischen Pfalz und auch der Kaiserpfalz in Nürnberg wurde zum Ausdruck der höfisch-ritterlichen Welt und Gesellschaft mit dem Anspruch imperialer Repräsentation. Seit dieser Kaiser häuften sich auch die Kaiserbesuche, Hoftage und Empfange.
Der letzte Kaiser der seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhielt war Kaiser Maximilian I in 1491, die letzten Reichstagen in Nürnberg waren in 1542 und 1543. Zwar kam Kaiser Karl V noch nach Nürnberg (der Reichstag war schon in Worms), aber wegen die Glaubensstreitigkeiten nahm er an den öffentlichen Gottesdiensten nicht mehr Teil.
Er ließ sich eben in der Oberkapelle ein eigenes Oratorium von der Westempore abtrennen. Die Reformation und die Trenning waren auch in Nürnberg angekommen. (Quelle: B. Friedel, G. Ulrich Großmann, Die Kaiserpfalz Nürnberg (Regensburg 2013), E. Bachmann, A. Miller, Kaiserburg Nürnberg (München 1994)