Das Kaisertum im Osten und Westen

Franz II (1768-1835), der letzte Kaiser Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Foto: Wikipedia

Das römische Kaisertum ist bis heute sehr erfolgreich. Noch immer erzeugen bestimmte Kaiser, wie Augustus, Marcus Aurelius oder Konstantin, eine Beispiellhaftigkeit. Sie verstanden sich als der oberste Herrscher der Welt, die Kaiser von der Antike bis zum Mittelalter.

Die Kontinuität von Augustus (63 BC-14 AD), Justinianus (482-565) bis hin zu Konstantin XI (1404-1453), der 1453 als letzter Kaiser bei der osmanischen Eroberung ums Leben kam. Was ein Kaiser sei, veränderte sich aber im Lauf der Jahrhunderte.

Augustus, der erste römische Kaiser, wollte nicht als Monarch gelten. Seiner Adoptivvater Julius Caesar hat es nicht überlebt. Augustus war der Princeps, der erste Mann in republikanischer Tradition.

Die Fassade der Republik war aufrechterhalten. In der Praxis erwies Augustus sich aber als der erste Kaiser in Europa. Um die Idee des Kaisertums im Prinzipat zu verfestigen, waren die nach außen gerichtete Repräsentation und Propaganda von entscheidender Bedeutung. Bauarbeiten, Münzen, Kaiserbilder, Wohltaten und Euergetismus prägten nachher das Kaisertum.

Die Christianisierung ab 312 bedeutete eine grundlegende Transformation der politischen Ordnung. Die Kirche wurde eine dominierende politische Faktor. Papst Leo III salbte und krönte Charlemagne 25. Dezember 800 in Rom.

Das was das Zeichen darfür, dass Charlemagne sein Kaisertum der Gunst des Papstes zu verdanken habe. Der Papst vermittelte das Kaisertum und nur der Papst verlieh es. Der Papst erhob damit seinen eigenen Rang im Grunde über des Kaisers.

Es gab noch eine weitere Komplikation. Die gleichberechtigung mit dem östlichen Kaisertum in Konstantinopel. Im Westen gab es seit 476 kein eigenes Kaisertum mehr, Charlemagne war der erste westliche Kaiser seit der Absetzung von Romulus Augustulus.

Der Kaiser in Konstantinopel sah sich weiterhin als zuständig für den westlichen Teil des römischen Reichs und Justinianus hat im 6. Jahrhundert vergeblich die Eroberung versucht.

Im Osten herrschte aber Kontinuität, im Westen war es 800 zu einem Neuanfang gekommen, aber die Krönung durch den Papst war unverzichtbar, im Westen ging es nicht ohne den Papst.

Der Kaiser in Konstantinopel beanspruchte andererseits die oberste Autorität in der Kirche. Dies weckte den Widerspruch des Bischofs von Rom (der Papst). Wer aber war denn der richtige und wahre römische Kaiser, der Kaiser in Konstantinopel oder der Kaiser des römisch-deutschen Reiches ?

In Konstantinopel lautete der Titel “Kaiser der Römer” und die Einwohner waren “romanoi”. Eine Nachahmung des östlichen Kaisertums war darum das Ziel für das westliche Kaisertum. Otto I erlangte von Papst Johannes XII die Kaiserkrönung in 962 in Rom. Das öffnete dem Reich eine Zukunft bis 1806, von Römischen Reich, heiligen Römischen Reich, zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Byzantium existierte nach 1453 nicht mehr, aber das westliche Kaisertum hat bis in die napoleontische Ära überdauert. Das Kaisertum und die Repräsentation und die Propaganda sollten sich aber nicht wesentlich ändern, aber die Herrschaft veränderte sich im Westen.

Die westlichen Kaiser gelangten als Könige ihres Reichs zur Kaiserwürde und sie beruhte auf einer Wahl durch den Kurfürsten oder Könige. Mit dem westlichen Kaisertum war ein neuer Typus von Kaiserherrschaft entstanden, während das östliche Kaisertum die politische Kontinuität des römischen Kaisertum bewahrte.

Das Schisma von 1054 war nicht nur religiös geprägt, aber auch politisch. Die Könige wurden nicht vom Kaisertum abgeleitet, sondern standen unmittelbar zu Gott, der Kaiser brauchte aber immer noch den Papst.

Die Souveränitätsidee und die Legitimation einer politischen Pluralität Europas formten sich aus diesen Wurzeln. (Text: Kaisertum. Der Traum vom Grenzenlosen Imperium, in Damals 9/2012 und www.otto2012.de).